Der ultimative Leitfaden für Fotografie-Anfänger*innen 2023 - Meine 10 Top-Tipps

Hallo, schön dass du da bist. Wenn du diesen Artikel ließt beschäftigst du dich wahrscheinlich gerade damit das Fotografieren zu erlernen. Genau wie ich damals als ich angefangen habe, hast du vielleicht schon eine Kamera und machst zwischendurch auch Fotos die dir wirklich gut gefallen. Du kennst aber wahrscheinlich auch diese Momente in denen du ein Foto am Display deiner Kamera anschaust und dich fragst, wie um alles in der Welt das was du da siehst passieren konnte ;-)

In diesem Beitrag möchte ich dir meine 10 Top-Tipps mit auf den Weg geben, um deinen persönlichen, fotografischen Erfolg zu beschleunigen. Wir alle mögen Abkürzungen, egal in welchen Bereichen unseres Lebens. Aber meistens sind es die langen, harten und steinigen Wege die den größten und nachhaltigsten Erfolg bringen.

Mit diesem Leitfaden weißt du immer, ob du noch am richtigen und direkten Weg zu deinem Ziel bist! Wird es damit einfacher? Definitiv! Bleibt dir damit der lange, steinige Weg erspart? Definitiv nicht!

Also lass uns die Zeit nutzen - legen wir los!

01 - Das Fototagebuch

Hier hab ich ein Foto von meinem ersten Fototagebuch für dich.

Dazu muss ich dir eine - meine - kleine Geschichte erzählen. Als ich damals beschlossen habe mich ernsthaft mit dem Fotografieren zu beschäftigen, habe ich unzählige Bücher verschlungen, und zahllose Videotrainings angeschaut - für die Teilnahme an Fotokursen oder Workshops war ich damals aus meiner Sicht noch nicht bereit, außerdem waren sie mir eindeutig zu teuer. Dazu musste ich für mich erst einmal besser werden. Zwei wichtige Punkte dafür waren meine Kamera besser kennen zu lernen UND vor allem "absichtlich" bessere Fotos zu machen. Was ich damit meine? Mir sind immer schon Fotos gelungen die ich wirklich gut fand. Mein Problem war nur, dass diese nicht replizierbar waren. Oder auf den Punkt gebracht - es waren einfach Glückstreffer. Technisch mein ich. Nicht was den Bildausschnitt oder das Motiv betrifft. Also hab ich angefangen meine guten Bilder auszudrucken und die verwendeten Einstellungen daneben zu schreiben. So hatte ich mit der Zeit ein kleines Büchlein voll mit guten Fotos und den dazugehörigen Kameraeinstellungen. Das konnte ich überall hin mitnehmen und hatte so einen "Schwindelzettel". Und wie das auch schon in der Schule mit Schwindelzetteln ist, mit der Zeit hab ich sie nicht mehr gebraucht, hatte aber die Sicherheit sie immer in der Tasche zu haben und nachschauen zu können. Dann habe ich angefangen das Ganze mit den Infos aus Videotrainings und Büchern zu ergänzen und immer wenn ich fotografiert habe kleine Skizzen zu machen, oder in ein, zwei Sätzen zu notieren wie die Situation vor Ort war.

02 - Kümmere dich am Anfang nicht um die Ausrüstung

Viele Anfänger*innen sind der Meinung, dass ihre Ausrüstung nicht ausreicht um wirklich gute Fotos zu machen. Und natürlich ist es nicht ganz von der Hand zu weisen, das zB gute Objektive mit unterschiedlichen Brennweiten manches erleichtern. Zu diesem Zeitpunkt lenken sie dich aber nur vom Wesentlichen ab. Das einzige was du brauchst ist eine Kamera bei der du folgende Einstellungen manuell beeinflussen kannst. Deine Kamera sollte über die Möglichkeit verfügen in der Blendenvorwahl (oft als "A" oder "Av" bezeichnet), der Zeitvorwahl (meist "Tv" oder "S") und dem manuellen Modus ("M") zu Fotografieren. Und dass können in der Zwischenzeit schon wirklich günstige, kleine und handliche Kameras. Wenn deine Kamera dann auch noch über ein Objektiv verfügt das dir das optische rein- und rauszoomen ermöglicht hast du eigentlich schon gewonnen.

03 - Nutze die Zeit- oder Blendenvorwahl

In den meisten Blogbeiträgen und Artikeln die du zum Thema "Tipps für Anfänger" findest, wird empfohlen in genau dieser Programmautomatik zu fotografieren. Ist das falsch? Nein! Ist das gut? Meiner Meinung nach nicht. Ich erklär dir warum. Die Programmautomatik hat einen grossen Nachteil - die Kamera macht alles selbst. Du wirst jetzt vielleicht denken - PERFEKT, genau das brauch ich als Anfänger. Falsch, genau das brauchst du nicht, denn du wirst so nie wissen was die Kamera "gemacht" hat. Weder wenn du ein wirklich gutes Foto schaffst, vor allem aber nicht, wenn ein Foto nicht so wird, wie du dir das vorgestellt hast. Diese Fotos sind nämlich die wichtigen, diese Fotos sind die, die deine Fotografie langsam aber stetig verbessern! Aus meinen 20 Jahren Erfahrung als Trainer für Fotokurse kann ich dir sagen, dass es besser funktioniert wenn du von Anfang an mit den sogenannten Halbautomatiken (Blenden- und Zeitvorwahl) arbeitest. Damit wirst du zwar öfter "schlechte" Fotos machen, aber du wirst schneller herausfinden warum!

04 - Lerne "schlechte" Fotos zu schätzen

Dieser Punkt schließt nahtlos an den letzten an. Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich mich immer über meine schlechten Fotos geärgert habe. Ich hab am Anfang keines davon ausgedruckt, keines davon jemandem gezeigt und mich mit keinem davon beschäftigt. Ich hab mir immer nur die guten angeschaut und mich gefreut! Aber das worüber ich mich da gefreut hab war, dass der Hersteller meiner Kamera wirklich ganze Arbeit geleistet hat. Ich hab nämlich nur sehr wenig zu diesem vermeintlich "tollen" Bild beigetragen. Hat alles die Kamera gemacht. Als ich das verstanden hab, hab ich nicht nur meine größten Fortschritte gemacht, sondern konnte plötzlich wirklich stolz auf MEINE Fotos sein. No offense Nikon, Canon, Sony & Co.

Danach kamen diese "schlechten" Fotos in mein Fototagebuch und ich hab mir notiert warum ich diese Fotos schlecht finde - das hat sie für mich unendlich wertvoll gemacht!

05 - Such dir Bilder die dir gefallen UND notier dir WARUM

Vorbilder erleichtern das Lernen, geben dir ein Ziel und inspirieren dich. Aber schau sie dir nicht nur an! Druck Sie aus, speicher sie auf deinem Smartphone, auf deinem Laptop und schreib dir dazu WAS GENAU dir daran gefällt. Du wirst nach kurzer Zeit ein Muster erkennen. Dinge die dir gefallen werden sich immer wiederholen, werden sich plötzlich für dich als klare Bergriffe formulieren lassen. Sie werden sich in deinen Gedanken verankern und dir beim Lernen helfen. Versuch diese Begriffe zu verinnerlichen und daran zu arbeiten, das eine oder andere auch in deinen Fotos zu versuchen. Was das sein könnte? Wenn dir zum Beispiel ein bestimmtes Licht oder bestimmte Farben gefallen, dann versuch herauszufinden wann solches Licht ist, wo es solche Farben gibt und fotografier zu diesen Zeiten an solchen Orten. Wo du solche Fotos findest? Auf Instagram, Pinterst, 500px, Flickr & Co

06 - Mache Fotos absichtlich NICHT

Klingt komisch, oder? Was soll denn das für ein Tipp sein - mach Fotos absichtlich nicht… Ich erklär es dir. Genau so wichtig wie das Fotografieren eines Motivs ist die absichtliche Entscheidung es NICHT zu tun. Stell dir vor du stehst an einem wirklich tollen Platz bei wirklich schlechtem Licht oder vielleicht mit vielen Autos oder Menschen die dein Motiv stören und ein schönes Fotos verhindern. Jetzt hast du zwei Möglichkeiten (mal abgesehen von stundenlanger Bearbeitung in Photoshop ;-)). Du kannst jetzt ein Foto machen, auch mehrere und dir denken ich probiers einfach. ODER du entscheidest dich dagegen, genießt den Moment und machst KEIN Foto - mit voller Absicht. Damit hast du eine wichtige Lektion gelernt: Du hast dich mit dem Motiv, der Umgebung, dem Licht beschäftigt und bist zu dem Schluss gekommen, das ein gutes Foto nicht möglich ist! PERFEKT!

DISCLAIMER: Ich will damit NICHT sagen du darfst das nicht fotografieren. Halte die Erinnerung mit deinem Smartphone fest, aber genau das bezeichnest du ab jetzt nicht mehr als FOTOGRAFIERN

07 - Gib deinem Hobby Raum

Räum deinem Hobby den nötigen Platz ein. Nimm dir vor "Heute geh ich fotografieren". Sag nicht heute geh ich in die Stadt und nehm meine Kamera mit, vielleicht gibts ja was zu fotografieren. Nimm dafür dein Handy. Neues zu lernen fordert deine ganze Aufmerksamkeit. Nicht täglich und nicht 24 Stunden am Tag, aber lieber einmal in der Woche eine Stunde aktiv und bewusst FOTOGRAFIEREN, als dauernd die Kamera mit dir herumzchleppen und "nur" mal schnell einen Schnappschuss machen.

WERBUNG IN EIGENER SACHE: Genau dafür hab ich die Photowalks vor 9 Jahren ins Leben gerufen. Ich hab mich beim Lernen schwer damit getan alleine bei Sonnenuntergang an der Südsteirischen Weinstrasse zu stehen während Familie oder Freunde in der Buschenschank bei einem Glas Wein und einer Brettljausn selbigen genossen haben… Gemeinsam mit anderen "Leidensgenossen" solche Momente zu teilen und zu sehen, dass auch andere die gleichen Probleme - nein Herausforderungen haben - hilft wirklich ungemein! WERBUNG ENDE

08 - Such dir eine*n "Kritiker*in"

Menschen die dir sagen, dass jedes deiner Fotos besser ist als das andere bremsen deine Entwicklung. Familie und Freunde wollen dich unterstützen und tun das zu 99,9% mit Lob… Aber bringt dich das weiter? Lernen heißt Fehler machen, nur dadurch werden wir besser! Um Fehler zu erkennen brauchen wir Menschen, deren Meinung uns wichtig ist, denen wir vertrauen, ABER die uns vor allem sagen was ihnen NICHT gefällt. Nimm die Kritik an, rechtfertige dich nicht. Sätze wie "aber mir gefällts", oder "du musst dir vorstellen…" bringen uns nicht weiter ;-)

09 - Üben ist gut - aber bitte richtig

Kleines Beispiel. Kinder lernen Radfahren. Was würden Sie gerne tun? Aufsteigen und losfahren. Weite Strecken und am besten auf der Straße. Und das am ersten Tag! Die Realität? Zahllose aufgeschlagene Knie, Frust, und immer wieder die gleichen Übungen. Und die Eltern muntern sie auf. Sätze wie "super und mach genau das nochmal" und nochmal und nochmal - das nennen wir dann üben.

Aber jetzt mal ehrlich - wie "üben" wir fotografieren? Wir fahren an eine schönen Ort, gehen vielleicht wandern, stärken uns in einer Hütte und machen dabei Fotos - vielleicht auch ein paar gleiche "zur Übung". Ich denke du siehst worauf ich hinaus will. Üben heißt so lange das gleiche zu machen bis man es kann! Macht das Spaß? Das liegt an dir! Glaub es oder glaub es nicht, aber JA es kann Spaß machen. An einem tollen Ort zum Beispiel. Oder mit einem Ergebnis auf das man stolz ist. Das geht auch zuhause. Dinge wie das Ausprobieren wie sich die Blendenzahl auf dein Bild auswirkt kannst du quasi vom Sofa aus. Dazu brauchst du deine Kamera die du an einem Ort fix aufstellst. Ein Motiv das du an einem fixen Platz mit einem festen Abstand zu deiner Kamera positionierst. Dann stellst du die niedrigste Blendenzahl die an deiner Kamera möglich ist (zB 2,8 oder 4) ein und machst das erste Foto. Der Fokus sollte bei allen Fotos auf dem Motiv liegen - das ist wichtig! Dann erhöht du die Blendenzahl um einen Schritt und machst das nächste Foto. Solange bis du bei der höchsten Zahl (zB 16 oder 22) angelangt bist. Am Ende hast du viele Fotos. Schau sie dir am Computer an und vergleiche das Ergebnis. Du wirst feststellen, dass der Hintergrund bei den Fotos mit kleiner Blendenzahl (lass und "offenblendig" dazu sagen) sehr unscharf ist und immer schärfer wird je höher die Blendenzahl wird (also je geschlossener die Blende ist). Das dauert vielleicht 10 Minuten - sagen wir 15 mit wegräumen ;-) Im folgenden Video zeige ich dir das alles nochmal Schritt für Schritt.

10 - Lerne ein paar Regeln

Du denkst dir jetzt sicher "ich habs doch gewusst", zuerst erzählt er mir was von Spaß und Üben und einfach drauf los fotografieren und dann - heimlich, still und leise - kommt er bei Tipp 10 mit Regeln ;-) Lass es mich erklären. Hmmm, genau Fussball. Wenn wir als Kinder Fussball spielen, reicht eigentlichen Ball und ein paar Freunde. Aber besonders lange macht es nicht Spaß ohne Tore zu spielen. Und plötzlich braucht es Regeln. Kinder sagen also wenn der Ball im Tor des Gegners ist gibts einen Punkt. Auf einmal kommt es zu einer Situation in der der Ball auf der Linie liegen bleibt. Ist das jetzt ein Tor? Eine Einigung muss her - eine weitere Regel. Was passiert wenn jemand den Ball mit der Hand ins Tor befördert - das gilt nicht es heißt ja Fussball - und wieder eine Regel. Du siehst was ich dir sagen will.

Natürlich gibts auch in der Fotografie Regeln - viele! Unzählige! Aber nur eine Handvoll wichtige. Darfst du diese brechen? Unbedingt! Aber das kannst du erst tun wenn du sie kennst. Hier die wichtigsten…

Rule of Thirds - die Drittelregel

(Fast) alle modernen Kameras, vom Handy bis zur digitalen Spiegelreflexkamera, bieten die Möglichkeit Rasterlinien einzublenden, die das Bild in vertikale und horizontale Drittel aufteilen. Dort wo sich die Linien schneiden sollten sich die Motive befinden - nicht in der Bildmitte. Ausnahmen bilden Fotos, die Symmetrie zeigen. In der Landschaftsfotografie gibt es oft kein eindeutiges Motiv, da die ganze Landschaft das Motiv ist. Dann verwendest du die Drittelregel so, dass du den Horizont entweder im unteren Bilddrittel positionierst oder im oberen. Wann was? Ist der Himmel interessanter als der "Boden" dann bekommt der Himmel zwei Drittel. Ist der Himmel nur Blau und der "Boden" besteht aus wunderschönen Weinbergen, dann bekommt der Himmel eben nur ein Drittel. Ganz einfach, oder!?

Leading Lines - die Führungslinien

Wenn du in einem Motiv Linien erkennst die den Blick zum Motiv hinführen, dann nutze diese. Straßen, ein Fluß, ein kleiner Weg, die Kante eines Gehsteiges - all das sind Leading Lines. Spoileralarm: Ich werde dir später erzählen, dass du all diese Regeln auf kombinieren kannst ;-)

Ungerade schlägt gerade

ACHTUNG: Ich meine damit NICHT das "schiefe" Bilder schöner sind als gerade - ganz im Gegenteil - also nicht zuhause nachmachen ;-) Gemeint ist vielmehr, dass eine ungerade Anzahl an Objekte in einem Bild spannender für den Betrachter sind als eine gerade. Also 3 Vögel wirken spannender als 4!

 

Ich wünsch dir viel Spaß beim Nachmachen und Ausprobieren! Wenn du Fragen hast schreib mir gerne.

Bis bald, hier auf meinem Blog, auf Facebook, YouTube oder Instgram. Oder noch besser bei einem meiner Photowalks, Seminaren oder Workshops.

Christian

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